Die Baubranche hat es derzeit wirklich nicht leicht. Im Vorjahr spuckte die Corona-Pandemie den Bauherrn ins Süppchen und sorgte für so manche Verzögerung, jetzt gibt es gleich mehrere Entwicklungen, die der Siedlungsgenossenschaft Köflach (SGK) und anderen Bauträgern, aber auch vielen Auftraggebern wie den Gemeinden, großes Kopfzerbrechen bereiten. Denn teilweise sind die Rohstoffpreise immens gestiegen, teilweise kämpft man mit eine Verknappung der Baustoffe. Betroffen von diesem Mangel sind vor allem Dämmstoffe, Ziegel, Holz und Eisen bzw. Stahl. „Der Preis für einen Kubikmeter Leimholz hat sich in den letzten sechs Monaten fast verdreifacht“, bringt es Prokurist Peter Mirnig auf den Punkt.
Dramatische Preissituation
Die SGK schrieb mehr als zehn Bauvorhaben im Herbst 2020 bzw. Jänner 2021 aus und erzielte bei den Verhandlungen mit den Unternehmen sehr gute Preise. „Wir sind gespannt, wie sich der Markt in den nächsten Monaten entwickelt, denn die Preissituation wird immer dramatischer“, meint Vorstand Petra Neuherz. Die ersten Schwierigkeiten gibt es bereits, denn aufgrund des Baustoffmangels melden die Firmen Lieferengpässe. „Bei unserem Bauvorhaben in Bad Blumau müssen wir anstelle von den üblichen sechs Wochen derzeit 18 Wochen auf die Fensterlieferung warten“, verrät Mirnig. „In Fehring haben wir die Wohnungen jetzt vorerst einmal ohne Carport übergeben, weil das Holz dafür nicht geliefert werden kann.“ Und bei einem Projekt in Deutschlandsberg gab es Probleme mit der Ziegellieferung.
Lieferengpässe
Die Montage der Holzkonstruktion beim Wohnbauprojekt in der Grazer Vorstadt in Voitsberg wird auf das Frühjahr 2022 verlegt, weil der Holzpreis derzeit zu hoch ist. „Bei jetziger Ausführung sind wir mit Mehrkosten von rund 300.000 Euro konfrontiert“, sagt Neuherz. „Das kommt für uns überhaupt nicht in Frage, weil wir als Genossenschaft, die geförderten Wohnbau betreibt, an finanzielle Baukosten-Obergrenzen stoßen und somit leistbarer Wohnbau nicht realisierbar ist.“ Mögliche Lösungen: Die SGK wird bei diesem Bauvorhaben die Fertigstellung der Außenanlagen vorziehen und andere Arbeiten aufschieben. Zwei Ausschreibungen, die im Oktober gemacht worden wären, werden jetzt erst im Jänner ausgeschickt, um in den nächsten Monaten die Situation genau zu beobachten. Neuherz und Mirnig rechnen damit, dass mit Ende des Jahres eine Entspannung auf dem Preismarkt eintritt. Die SGK betreut derzeit rund 20 Bauprojekte bei einigen werden die Fertigstellungstermine nach hinten rutschen. „Wir glauben, dass die unter anderem sicher auch künstlich erzeugte Rohstoffblase in nächster Zeit platzen wird“, so Neuherz.
Akuter Fachkräftemangel
Ein Faktum kommt in der Baubranche – und nicht nur dort – erschwerend hinzu: Der Fachkräftemangel. „So eine Situation haben wir noch nie erlebt“, sagt Neuherz. „Wir kennen Baufirmen, die sofort 30 Personen einstellen würden, wenn es sie gäbe.“
Quelle: Woche